Hintergrund der bisherigen pläne
Seit Jahrzehnten wird in München über die Verbesserung der Verkehrssituation rund um den Englischen Garten diskutiert. Bereits seit den 1980er Jahren gab es Pläne für eine Tramverbindung durch den Park, die jedoch immer wieder aufgrund von Umweltbedenken und Denkmalschutzbestimmungen gestoppt wurden. Ein weiterer Ansatz, ein Autotunnel unter dem Park, wurde ebenfalls mehrfach diskutiert und war ursprünglich geplant, um den stark befahrenen Mittleren Ring zu entlasten.
Im Jahr 2017 stimmte der Münchner Stadtrat einstimmig für den Bau eines Autotunnels. Dieser sollte drei Spuren in jede Richtung umfassen und war als Lösung gedacht, um den Verkehrsfluss zu verbessern und den Park in seiner natürlichen Schönheit wiederherzustellen. Doch das Projekt stieß auf erheblichen Widerstand, vor allem von den Grünen und der SPD, die Bedenken wegen der notwendigen Fällung hunderter Bäume hatten. Diese Bedenken führten letztlich zur Einstellung des Projekts im Jahr 2020 und seiner endgültigen Beerdigung im Jahr 2022.
Tram und autos unter einem dach
Die neue Tunnelidee, die am 11. Juni von Richard Progl (Bayernpartei), der FDP - /Bayernpartei-Stadtratsfraktion und Robert Brannekämper (CSU) vorgestellt wurde, bringt eine interessante Wende in die Debatte. Unterstützt von den Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune, schlägt die Gruppe einen rund 400 Meter langen Tunnel vor, der sowohl Autos als auch Trambahnen unter dem Englischen Garten hindurchleiten soll.
Brannekämper argumentiert, dass das Scheitern der bisherigen Tunnelprojekte darauf zurückzuführen sei, dass nur Autos berücksichtigt wurden. Die Einbeziehung der Trambahn könnte daher die politische Bewertung ändern und eine breitere Zustimmung finden. Diese Lösung könnte den Park von der Oberfläche bis in seine historischen Wurzeln schonen und gleichzeitig eine effiziente Verkehrsverbindung schaffen.
Zwei varianten zur umsetzung
Die Initiatoren der neuen Tunnelidee haben zwei Varianten vorgestellt, wie der Tunnel realisiert werden könnte:
Variante 1 - geteilte Nutzung des Tunnels
In der ersten Variante soll die Tram aus Bogenhausen nach der Tivolibrücke in die Ifflandstraße abbiegen. Von dort soll sie den Tunnel zusammen mit den Autos nutzen und die jeweils äußere Spur des Tunnels befahren. Diese Route würde es der Tram ermöglichen, nach dem Tunnel westwärts über die Dietlindenstraße, die Ungererstraße und die Leopoldstraße zur Belgradstraße zu fahren und so eine Nordtangente über den Englischen Garten zu schaffen.
Diese Variante bietet den Vorteil, dass die Tram und die Autos den Tunnel gleichzeitig nutzen können, was eine effizientere Nutzung der Infrastruktur ermöglicht. Allerdings könnten die Verkehrsflüsse durch die gemeinsame Nutzung der Spuren beeinträchtigt werden, was zu einem höheren Unfallrisiko führen könnte.
Variante 2 - separater Tunnel für die Tram
Die zweite, nach Schätzung der Initiatoren teurere Variante sieht vor, dass die Tram einen eigenen einspurigen Tunnel erhält, der südlich an den geplanten Autotunnel andockt. In diesem Tunnel soll die Straßenbahn abwechselnd per Ampelregelung in beide Richtungen fahren. Diese Lösung würde die Trambahn vollständig vom Autoverkehr trennen, was die Sicherheit erhöhen und Staus im Tunnel vermeiden könnte. Allerdings sind die Kosten für diese Variante deutlich höher, da ein separater Tunnel gebaut werden müsste.
Politische reaktionen und weitere schritte
Die FDP - /Bayernpartei - Fraktion hat am Dienstag einen Antrag eingereicht, der den Münchner Stadtrat dazu auffordert, eine Machbarkeitsstudie zur Untersuchung beider Varianten in Auftrag zu geben. Im Rahmen dieser Studie sollen verschiedene Aspekte wie Kosten, Umweltauswirkungen und Verkehrseffizienz untersucht werden. Eine endgültige Entscheidung über die Umsetzung des Projekts wird erst nach Abschluss dieser Studie erwartet.
Ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) erklärte, dass es bisher noch keine Genehmigung für diesen Abschnitt des Projekts Nordtangente gibt. Die MVG habe jedoch vom Stadtrat den Auftrag erhalten, verschiedene Varianten zu untersuchen und die Öffentlichkeit in den Prozess einzubeziehen.
Quelle: Hallo München