Dienstag, 22 November 2022 19:05

Deshalb sollte man wieder mehr Briefe schreiben

Briefpapier drucken Briefpapier drucken pixabay

Mit Briefen werden verschiedene Assoziationen geweckt, ob es die Schreibfreude, sehnsüchtige Erwartungen, Neugier, die Kindheit oder einfach nur pure Nostalgie ist. Besonders Kinder lieben es, Briefe zu schreiben und pflegen Brieffreundschaften.

 

Allerdings hat die fortschreitende Digitalisierung durchaus dazu geführt, dass nahezu sämtliche Alltagsaktivitäten in die Online-Welt überführt wurden – darunter auch die Kommunikation und das Schreiben. Doch genau deswegen zeigt sich das Brefpapier drucken und auf diesem anschließend einen Brief zu verfassen, so erfrischend, persönlich und besonders.

Es lassen sich zahlreiche gute Gründe dafür finden, Briefe zu schreiben – schließlich stellt es weit mehr als nur eine reine Informationsvermittlung dar. Briefe schreiben ist eine besonders achtsame Weise des Austausches und entschleunigt maßgeblich.

Das Schreiben an sich

Nicht zu vernachlässigen ist vor allem die Tätigkeit des Schreibens an sich. Dieses sorgt für ein Verweilen und die Möglichkeit, endlich wieder Luft zu holen, sodass die Lebenszeit besonders fühlbar erlebt wird.

Der Schreibende findet das Thema seiner Antwort oft bereits beim Lesen des ursprüngliches Briefes. Dies geschieht auf ganz unmittelbare und automatische Art und Weise. So kann die Antwort in einigen Fällen umgehend verfasst werden – ist dann jedoch die entsprechende Zeit nicht vorhanden, kann auch erst dann geantwortet werden, wenn endlich einmal wieder Ruhe und Entspannung gefunden werden.

Als ein einfaches Schreiben lässt sich ein Brief keinesfalls bezeichnen. Er stellt ein dreidimensionales Gebilde dar und regt verschiedene Sinne an. Der Brief weist so etwa einen bestimmten Geruch auf und er kann ertastet werden. Darüber hinaus ist es möglich, dem Brief noch weitere Dinge beizufügen, wie zum Beispiel Fotos, Karten oder kleine Anhänger. Im Rahmen des Schreibens des Briefes kann der Fantasie und der Kreativität so vollkommen freier Lauf gelassen werden.

Es kommt nicht auf die Länge an

Es handelt sich um eine recht weit verbreitete Fehlannahme, wenn davon ausgegangen wird, dass ein Brief sich stets aus mehreren Seiten zusammensetzen muss. Wesentlich wichtiger ist schließlich, dass überhaupt passende Worte gefunden wurden.

Natürlich liegt es einigen Menschen besonders, seitenlange Briefe zu schreiben. Anderen fällt es dagegen sehr leicht, sich auf das Wesentliche zu beschränken und sich somit tendenziell eher kurz zu fassen. Das Herz des Briefempfängers wird jedoch auch dann gleich höherschlagen, wenn sein Brief ausschließlich einen einfachen Gruß, einen Aphorismus, ein Zitat oder wenige Zeilen aufweist.

Die Achtsamkeit des Schreibens

Das Formulieren eines Briefes lässt sich außerdem durchaus auch als Achtsamkeits-Übung bezeichnen. Es ähnelt so dem Schreiben eines persönlichen Tagebuches – mit dem Unterschied, dass die Worte noch von einer weiteren Person gelesen werden.

Dies ändert jedoch nicht, dass bei der Tätigkeit des Schreibens ausschließlich der aktuelle Zeitpunkt zählt. Sie bietet darüber hinaus ebenfalls die Möglichkeit, detailliert sämtliche Ereignisse, inklusive Gefühlen und Gedanken, die im Zuge des Briefes geteilt werden, erneut zu durchleben und zu reflektieren. Es wird sich erinnert und sich dem anderen aktiv mitgeteilt.

Es findet darüber hinaus auch ein ganz besonderer Verbindungsaufbau zu dem jeweiligen Adressaten statt. So ist beispielsweise im ersten Schritt zu überlegen, welche Dinge diesen interessieren würden, ob ein gewisser Humor bei der Formulierung passend ist und, ob sich gemeinsame Themen im Leben ausmachen lassen.