Inhaltsverzeichnis:
- Kaweh Niroomand sieht Rückenwind für Berlin
- Kein Bürgerentscheid, aber breite Beteiligung geplant
- Diskussion um Finanzierung und politische Kritik
- Olympia als wirtschaftliche und städtebauliche Chance
- DOSB kündigt demokratische Auswahl an
Kaweh Niroomand sieht Rückenwind für Berlin
Kaweh Niroomand, der Olympia-Beauftragte des Berliner Senats, betrachtet das Münchner Ergebnis als positiven Impuls. Er erklärte im Gespräch mit dem rbb24 Inforadio, Berlin habe trotz des Erfolgs der Konkurrenz gute Aussichten. Nach seiner Einschätzung verfüge die Hauptstadt über klare Vorteile: ein ausgebautes Verkehrsnetz, eine starke städtische Infrastruktur und umfangreiche Erfahrung mit Großveranstaltungen.
Niroomand betonte: „Wir haben ein gutes Konzept, wir sind die deutsche Hauptstadt, wir sind die internationale Metropole.“ Mit diesen Faktoren wolle man sich selbstbewusst dem Wettbewerb stellen. Er gratulierte München zum Votum und bezeichnete das Ergebnis als Rückenwind für die Berliner Bewerbung.
Kein Bürgerentscheid, aber breite Beteiligung geplant
In Berlin sind laut Landesverfassung keine Bürgerentscheide zu diesem Thema möglich. Trotzdem sollen die Einwohnerinnen und Einwohner in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Niroomand kündigte an:
- Eine Volksinitiative soll das Berliner Abgeordnetenhaus auffordern, sich offiziell mit der Olympia-Frage zu befassen.
- Ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsverfahren wird Anfang des kommenden Jahres starten.
Dabei sollen Bürgerinnen und Bürger nicht nur abstimmen, sondern aktiv mitdiskutieren. Die Rückmeldungen fließen anschließend in das Bewerbungskonzept ein. Parallel dazu bereiten auch Hamburg, die Region Rhein-Ruhr und Kiel eigene Bürgerentscheide vor, die voraussichtlich im Frühjahr 2026 stattfinden werden.
Diskussion um Finanzierung und politische Kritik
Die Berliner Grünen reagieren kritisch auf Niroomands Pläne. Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne, erklärte: „Mit der Münchner Bürgerbeteiligung im Rücken wird Berlin endgültig abgehängt. Das muss auch dem Senat klar sein.“ Sie bemängelte, dass das Vorgehen des Senats wie eine „gesichtswahrende Olympiabewerbung“ wirke.
Nach ihrer Einschätzung sei es unverantwortlich, sechs Millionen Euro in eine Bewerbung zu investieren, solange die Berliner Sportstätten dringend saniert werden müssten. Laut Umfragen in der Hauptstadt fehle zudem die Zustimmung der Bevölkerung. Schedlich warnte, dass ohne klare Unterstützung aus der Stadt weder der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) noch das Internationale Olympische Komitee (IOC) Berlin den Zuschlag geben würden.
Olympia als wirtschaftliche und städtebauliche Chance
Niroomand widerspricht der Kritik. Er betrachtet die Spiele als Möglichkeit, neue Investitionen in die Stadt zu holen. Viele der geplanten Mittel stünden ohne Olympia gar nicht zur Verfügung. Aus seiner Sicht könnten die Spiele Impulse für den Verkehr, die Stadtentwicklung und den internationalen Tourismus setzen.
Er argumentierte, dass Olympia keine Konkurrenz zu sozialen oder ökologischen Projekten sei, sondern eine zusätzliche Chance. München habe gezeigt, dass Sportereignisse und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen können. Für Berlin wäre dies eine Gelegenheit, Infrastrukturprojekte zu beschleunigen und neue wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen.
DOSB kündigt demokratische Auswahl an
Auch auf nationaler Ebene bleibt die Entscheidung offen. Otto Fricke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), erklärte im Deutschlandfunk: „Ich sehe das ganz sportlich. Das Erste von Vieren hat die Qualifikation geschafft.“
Der DOSB will alle Bewerberstädte gleich behandeln. Auf der Mitgliederversammlung im September des kommenden Jahres soll entschieden werden, welche Stadt Deutschland international vertreten darf. Fricke betonte, dass die Auswahl „ganz demokratisch“ erfolgen werde, basierend auf objektiven Kriterien und dem Rückhalt in der Bevölkerung.
Bis dahin bleibt offen, ob Berlin, München, Hamburg oder die Region Rhein-Ruhr das Rennen macht. Sicher ist nur eines: Der Weg zu den Spielen 2036, 2040 oder 2044 wird von intensiven Diskussionen, Bürgerbeteiligungen und politischen Auseinandersetzungen begleitet.
Quelle: rbb24, webrivaig.com/de